Hört doch bitte zu!

Die größte Krise der Menschheit und wir mitten drin. Klimaangst und Sorgen über morgen. Wie wir mit allen Generationen über dieses Chaos sprechen können. Ein Kommentar

Gesellschaft / Neueste

von Stine G am 17. Mai 2022

Zeichnung von Stine G

Es war schon spät, als ich das Gespräch zwischen zwei meiner Verwandten mithörte. Eigentlich wollte ich schlafen, aber ihre lauten Stimmen hielten mich davon ab. Also habe ich zugehört.

Habe zugehört, wie sie versucht haben, die andere Person von der eigenen Meinung zu überzeugen.

Habe zugehört, wie sie sich nicht aussprechen lassen haben.

Habe zugehört, wie sie sich so stark auf der eigenen Seite positioniert waren, dass sie dem anderen Menschen nicht mehr folgen konnten.

Der eine Mensch liebt sein Auto und seinen dieselbetriebenen Trecker und isst sieben Tage die Woche jeden Tag Aufschnitt aus dem Supermarkt.

Der andere lebt mit seiner Familie seit ein paar Monaten autofrei, ernährt sich seit vielen Jahren vegan und gründet gerade einen Ort, um dort regionales Gemüse anzubauen.

Die beiden sind in vielen Dingen so unterschiedlich wie Mayo und Ketchup. Doch wie Mayo und Ketchup etwas gemeinsam haben, haben diese beiden Menschen auch etwas gemeinsam: Sie haben Kinder. Kinder, die noch einige Jahre auf diesem Planeten leben werden und jetzt gerade wenig für ihre Zukunft tun können.

In dieser Diskussion ging es um Fahrverbote, um Carsharing, um Verzicht. Es ging um die Frage, ob Menschen, die in der heutigen Zeit Kinder der Generationen Y und Z haben, eine andere Verantwortung haben, sich einzubringen.

Mir ist aufgefallen, dass die eine Seite – die Person, die sich ein Leben ohne Auto nicht vorstellen kann – sehr viel über Verbote gesprochen hat.

Hier wollen die Ökos dies verbieten und da das. Doch geht es wirklich überall ums Verbieten?

Und dann habe ich mich gefragt: Haben wir alles richtig vermittelt? Haben diese beiden Menschen, die wahrscheinlich nur ein Beispiel für viele sind, habe sie verstanden, worum es geht? Beide?

Wie können wir alle – insbesondere die ältere Generation – beim Thema Klima mitnehmen, ohne in Diskussionen über Spritpreise und Mikroplastik zu geraten?

Kann irgendwie sachlich aber klar vermittelt werden, was für das weitere menschliche Leben auf diesem Planeten gerade wichtig ist?

Wir leben in einer Welt, die sich ständig verändert. Das ist so und wir können es nicht ändern. Wir können uns aber dafür einsetzen, dass die Welt sich in eine Richtung ändert, die für alle gut ist.

Ich habe selber erfahren wie es ist, wenn einem selbst nicht zugehört wird, man sich fühlt, als würden keine Worte bei der anderen Person ankommen.

Nach diesem Gespräch stellte ich mir die Frage, wie die Generationen X und Y mit allen reden können, die irgendwie nicht verstehen wollen, was hier los ist.

Vielleicht geht es nicht um harte Fakten. Oder darum, die Menschen davon zu überzeugen ihr Auto zu verkaufen oder komplett auf tierische Produkte zu verzichten.

Wir sollten erst mal anfangen den anderen zuzuhören. Wir könnten die Oma fragen, ob sie weiß, was die Erderwärmung bedeutet. Für uns und für die Erde.

Wir können mit unserem Onkel darüber sprechen, was Fleischkonsum für den Planeten heißt. Wir müssen niemanden von irgendwas überzeugen.

Doch natürlich fragen wir uns immer öfter, wo unser Platz in dieser Krise ist. Dieser ist nicht immer leicht zu finden. Das ist okay.

Was machen wir auf der Suche? Nichts? Nein. Wir können mit anderen sprechen, sie fragen wo sie sich sehen und dabei mehr über uns kennenlernen.

Geht diesen Weg und versucht herauszufinden, wo und wer ihr sein wollt. Alle. Nicht nur die jungen Menschen. Nicht nur Generation Y und Z. Sondern alle und zusammen.

Das Erste, was wir sagen können, wenn wir mit einer Person über dieses riesige Thema sprechen, ist: Hör mir einfach zu. Versuche meine Worte zu verstehen und nachzuvollziehen, warum ich mir solche Sorgen mache.

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