SPD

Was genau ist eigentlich die SPD? Wo kommt sie her? Wo will sie hin? Und was hat Olaf Scholz eigentlich so gemacht, bevor er Bundeskanzler wurde? Auf diese und weitere Fragen findet ihr Antworten in diesem Text!

Basics / Partei-Steckbriefe

von Jakob N am 17. Mai 2022

Was ist die SPD?

Die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) ist mit ihren nicht ganz 150 Jahren die mit Abstand älteste noch bestehende Partei in Deutschland.

Wie ihr Name schon sagt, hat sie sich in ihrer langen Geschichte vor allem um soziale Probleme gekümmert und war deshalb lange die Partei für die arbeitenden und sozial schlechter gestellten Menschen. Ab der Gründung der Bundesrepublik war sie neben der CDU die stärkste Partei, die auch immer wieder den Kanzler stellte und an der Bundesregierung beteiligt war.

Auch aktuell ist sie die stärkste Partei im Bundestag, regiert zusammen mit Grünen und FDP und stellt den Bundeskanzler Olaf Scholz.

Insgesamt lässt sich die Partei eher links der Mitte verorten. Ihr Hauptziel besteht darin, mehr soziale Gerechtigkeit in der Gesellschaft zu schaffen.

Die SPD hat dabei drei wichtige Grundwerte, an denen sie sich orientiert: Freiheit, Gleichheit, Solidarität.

Neben dieser Basis setzt sich die Partei laut ihrem Grundsatzprogramm, dem „Hamburger Programm“ von 2017 (https://www.spd.de/programm/grundsatzprogramm/), für eine friedliche und gerechte Welt, Demokratie, Geschlechtergleichheit, Selbstbestimmung und nachhaltigen Fortschritt ein.

Die SPD-Parteizentrale: Das Willy-Brandt-Haus, Quelle: flickr/Annette Liese

Was will die SPD?

(Quellen: Offizielle Website der SPD – Programm; Deutschlandfunk – Mit diesem Programm zieht die SPD in den Wahlkampf)

Doch was bedeuten diese Werte konkret für die aktuellen Forderungen der Partei?

In ihrem Schwerpunktthema, der Sozialpolitik, setzt sich die SPD vor allem für Menschen mit geringem Einkommen ein.

So hat die SPD zum Beispiel zusammen mit den Grünen in den letzten Koalitionsverhandlungen eine Erhöhung des Mindestlohns auf 12€ durchsetzen können. Arbeitslose möchte die SPD besser unterstützen, indem sie Hartz IV abschafft und durch ein „Bürgergeld“ ersetzt. Das soll zum Beispiel unbürokratischer und mit besserer Beratung laufen. Außerdem will die SPD viele Sozialwohnungen bauen und hat unter anderem dafür ein eigenes Bauministerium eingeführt.

Die SPD möchte die Steuern für Menschen mit kleinem und mittlerem Einkommen senken. Dafür sollen Vielverdiener durch eine Vermögenssteuer stärker besteuern.

Das Krankenkassensystem mit privater und öffentlicher Kasse möchte die SPD reformieren, um eine gerechte Versorgung durch eine Bürgerversicherung zu ermöglichen.

Auch das Kindergeld soll umgestaltet werden, um Familien zu unterstützen. Tickets für den ÖPNV sollen für Kinder kostenlos werden.

Generell soll der Öffentliche Verkehr stärker gefördert werden, um zum einen niedrigere Preise für alle zu ermöglichen und außerdem das Klima zu schützen.

Beim Klimaschutz ist für die SPD zwar wichtig, dass Deutschland – so schnell es geht – klimaneutral wird und nur noch erneuerbare Energien benutzt, allerdings soll das nicht auf Kosten der Menschen passieren.

Viele Menschen könnten ihre Arbeitsplätze beim Kohleausstieg verlieren, deshalb ist der SPD wichtig, dass neue Arbeitsplätze geschaffen werden und ein geordneter Übergang zu den erneuerbaren Energien stattfindet. Deshalb soll Deutschland bis 2045 klimaneutral werden und bis 2030 80% des Stroms aus erneuerbaren Energien beziehen.

In der Arbeits- und Wirtschaftspolitik setzt sich die SPD für mehr Tariflöhne ein, damit Menschen ein festes Einkommen besitzen.

Unternehmen, die dem Gemeinwohl helfen, sollen gefördert werden. Großunternehmen, hingegen – vor allem digitale, internationale Global Player wie Google – sollen deutlich mehr Steuern zahlen.

Deutschland und die EU sollen digitaler werden, zum Beispiel möchte die SPD ermöglichen, dass alle Schüler*innen ein Tablet oder einen Laptop bekommen.

Generell möchte die SPD eine bessere Bildung, unter anderem durch Schulsanierungen und Fortbildungen für Lehrer*innen.

In der Gesellschaftspolitik ist die SPD sehr liberal und setzt sich für Gleichberechtigung ein. Alle Menschen sollen unabhängig von Geschlecht, Sexualität, Herkunft, Aussehen, Behinderungen oder anderem gleich respektiert werden und die gleichen Chancen erhalten.

Außerdem ist die SPD für ein Wahlrecht ab 16.

Wahlplakat für die Bundestagswahl 2021, Quelle: flickr/Tobias Schwarz

Wo­her kommt die SPD?

So eng wie die keiner anderen Partei ist die Geschichte der SPD mit der deutschen Geschichte verbunden. Die SPD war eine der ersten deutschen Parteien überhaupt und hat sich mit einigen Wandlungen bis heute gehalten. Ihre Geschichte beginnt vor knapp 150 Jahren in einem Deutschland, dass sich stark von der heutigen Bundesrepublik unterscheidet.

1875: Gründung und Grundwerte

Vier Jahre nach der Gründung des Deutschen Kaiserreichs, also des ersten deutschen Nationalstaats, der nur sehr wenig demokratisch war und in dem Kaiser und Regierung fast ohne Gewaltenteilung regieren konnten, schlossen sich 1875 der Allgemeine Deutsche Arbeiterverein und die Sozialdemokratische Arbeiterpartei zusammen.

Sie gründeten eine neue Partei: die Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands (SAD), die sich 1890 zur Sozialdemokratischen Partei Deutschlands umbenennen sollte. In den vielen Parteinamen tauchen zwei Elemente immer wieder auf: sozial und Arbeiter.

Das zeigt, wofür die SPD damals stand. Zu dieser Zeit war die Industrialisierung in Deutschland in vollem Gange. Immer mehr Menschen arbeiteten zu Hungerlöhnen und furchtbaren Arbeitsbedingungen in Fabriken, während die Fabrikbesitzer immer reicher wurden.

Schon 1848 hatte Karl Marx in seinem „Manifest der Kommunistischen Partei“ diese Verhältnisse angeprangert. Er teilte die Gesellschaft in zwei Klassen: Das Proletariat, also die arme Arbeiterschaft und die reiche Bourgeoisie, also die Adligen, Großunternehmern und Besitzbürgern, die die Arbeiter unterdrückten.

„Proletarier aller Länder, vereinigt euch.“ Mit diesem berühmten Zitat forderte er, dass sich die Arbeiterschaft erheben und in einer Revolution die Bourgeoisie bekämpfen sollte. Er träumte von einer klassenlosen Welt, in der alle gleich wären und niemand Privatbesitz hätte, weil alle alles besitzen würden.

Aus seinen Ideen heraus entwickelte sich eine neue politische Richtung: der Marxismus oder Kommunismus.

1875-1917: Ziemlich Bussy und Stress mit Bissi

Auch die SPD war eine marxistische Partei, die vor allen Dingen die Lage der Arbeiterschaft verbessern wollte. Mit ihren drei Grundsätzen „Freiheit, Gleichheit und Solidarität“ sprach sie die riesige Arbeiterschaft an und wurde zu einer Massenpartei. Deshalb hatte die Regierung (lange unter der Führung von Otto von Bismarck als Reichskanzler) Angst vor der SPD. Denn sie bestand primär aus Adligen, also Reichen, für die eine sozialistische Revolution nicht sonderlich gut gelaufen wäre.

Deshalb erlies Bismarck 1878 das Sozialistengesetz. Alle kommunistischen, sozialistischen und sozialdemokratischen Vereine, Veröffentlichungen und Versammlungen wurden verboten. Sein Ziel, die SPD zu schwächen, erreichte Bismarck damit aber nicht. Vielmehr ging diese gestärkt daraus hervor. Sie organisierte sich im Untergrund und ihre Wahlergebnisse verdreifachten sich fast, weil sich immer mehr Arbeiter*innen der SPD anschlossen.

1890 endete deshalb das Sozialistengesetz. Bis zum Ende des Kaiserreichs nach dem Ersten Weltkrieg (1914-1918) kämpfte die SPD für die Rechte der Arbeiterschaft, durch das wenig demokratische System konnte sie sich aber nie an einer Regierung beteiligen.

1917 spaltete sich die SPD in die Mehrheits-Sozialdemokraten (MSPD) und die Unabhängigen Sozialdemokraten (USPD). Die radikalere, linkere USPD schloss sich mit der Kommunistischen Partei Deutschlands zusammen und formte so die KPD. Woraufhin sich die MSPD wieder in SPD umbenannte.

Wahlplakat zur Verfassungsgebenden Versammlung der Weimarer Republik 1919, Quelle: flickr/Anon Anon

1918-1945: Weimarer Republik und NS-Zeit

Der Erste Weltkrieg endete mit der Novemberrevolution, weil immer mehr Deutsche den Krieg stoppen wollten. Überall im Deutschen Reich kam es zu Aufständen gegen die Obrigkeit, es bildeten sich Arbeiter- und Soldatenräte und Phillip Scheidemann von der SPD rief am 9. November 1918 aus dem Fenster des Reichstagsgebäudes die Deutsche Republik aus.

Deutschland wurde zur Demokratie. Es wurde eine Verfassung verabschiedet, die dem Volk großes Mitspracherecht gab und das Frauenwahlrecht wurde eingeführt.

In dieser neuen Republik, der „Weimarer Republik“, übernahm die SPD die Regierung und wurde immer wieder gewählt. Also trägt sie einen sehr großen Anteil an der ersten deutschen Demokratie.

Allerdings war die Demokratie brüchig. Viele Menschen wünschten sich eine Monarchie zurück. 1933 wurde ein erfolgloser, österreichischer Maler, der schon einmal mit einem Putsch gescheitert war, zum Reichskanzler ernannt: Adolf Hitler.

Nur wenige Monate später wurde über das „Ermächtigungsgesetz“, mit dem Hitler die Macht ergreifen und so zum Diktator werden wollte, abgestimmt. Die SPD stimmte als einzige Partei dagegen (auch weil die KPD schon verboten und ihre Mitglieder größtenteils verhaftet waren). Der SPDler Otto Wels sprach das berühmte Zitat: „Freiheit und Leben kann man uns nehmen, die Ehre nicht.“

In der darauffolgenden Zeit des Nationalsozialismus wurde die SPD verboten und ihre Mitglieder gnadenlos verfolgt. Viele gingen ins Exil oder tauchten unter. Einige beteiligten sich aber aktiv am Widerstand gegen die Nazis.

1945-1965: Neuanfang – aber zuerst in der Opposition

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs (1939-1945) beendeten die Siegermächte die NS-Diktatur und teilten Deutschland in vier Besatzungszonen auf. Die britische, französische und US-amerikanische Besatzungszone schlossen sich 1949 zur Bundesrepublik Deutschland (BRD) zusammen, während die russische Besatzungszone zur Deutschen Demokratischen Republik (DDR) wurde.

In der DDR wurde die SPD mit der KPD zwangsvereinigt zur Sozialistischen Einheitspartei Deutschland (SED). Die SED war die Staatspartei der DDR, die einen sozialistischen Staat aufbauen wollte, was furchtbar scheiterte.

Im Westen, in der BRD, blieb die SPD bestehen und war bis zur Gründung der Grünen die einzige linke Partei, die sich im politischen System halten konnte. Die SPD hielt an ihren Zielen fest und setzte sich für die Arbeiterschaft ein.

Allerdings setzte in den 1950- und 60er-Jahren das Wirtschaftswunder ein. Durch die Soziale Marktwirtschaft, die von der CDU-Regierung eingeführt wurde, kamen immer mehr Menschen zu Wohlstand und es bildete sich eine große Mittelschicht. Die Hauptwählerschaft der SPD, die Industriearbeiter, wurde also immer weniger.

Deshalb musste sich die SPD umorientieren. Im „Godesberger Programm“ von 1959 sagte sich die SPD endgültig vom Marxismus los und wurde so gemäßigter. Das Hauptziel – soziale Probleme zu lösen – blieb.

1966-1982: Die SPD an der Regierung

1966 kam die SPD dann das erste Mal in der Bundesrepublik in die Regierung, allerdings nur als kleine Koalitionspartnerin der Union. Doch bereits drei Jahre später gewann sie die Wahl und formte eine neue Regierung.

Unter SPD-Kanzler Willy Brandt wurde die erste sozialliberale Koalition, also zwischen SPD und FDP, geschaffen. Brandt setzte sich in seiner Regierungszeit stark für eine Annäherung von Ost und West ein. In der Zeit des Kalten Kriegs, indem die Anspannung zwischen den USA und ihren westlichen Verbündeten auf der einen Seite und der Sowjetunion mit dem Ostblock auf der anderen immer stärker wuchs, machte Brandt erste Schritt auf die DDR zu.

Er setzte auch ein großes Zeichen, als er 1970 vor einem Kriegsdenkmal in Warschau auf die Knie fiel und so die große deutsche Schuld am Zweiten Weltkrieg eingestand.

In der Regierungszeit der SPD verjüngte und radikalisierte sich die Partei wieder zunehmend. Es wurde so immer schwieriger, die Mitte der Partei zu halten. Zusätzlich wurde sie von der Gründung einer neuen linken Partei, den Grünen (mehr dazu im Artikel zu den Grünen), unter Druck gesetzt. Und auch die Koalition mit der FDP lief nicht gerade gut.

Die FDP hatte sich wieder näher zur Union hin entwickelt und wollte ein Ende der sozialdemokratischen Regierungszeit.

1982 traten deshalb nach Absprachen mit der Union alle FDP-Minister zurück und beantragten mit der Union ein konstruktives Misstrauensvotum gegen Kanzler Helmut Schmidt. Das bedeutet, dass die Mitglieder des Parlaments abstimmten, ob sie dem Bundeskanzler noch vertrauen. Weil eine Mehrheit Schmidt ihr Misstrauen aussprach, musste dieser zurücktreten.

Gleichzeitig mit dem Rücktritt muss bei einem konstruktiven Misstrauensvotum auch der Nachfolger gewählt werden. In diesem Fall war das Helmut Kohl von der CDU.

Die SPD verlor also die Regierungsmacht wieder an die Union und musste erneut in die Opposition gehen.

Der Kniefall von Warschau, Quelle: flickr/toge360
Helmut Schmidt 1972, Quelle: flickr/Heinrich Klaffs

1983-2005: Zurück in der Opposition, zurück in die Regierung

In dieser Zeit knüpfte die SPD immer engere Verbindungen zu den Grünen, indem sie in mehreren Landtagen miteinander koalierten.

Im Bund war die Partei allerdings nicht gut aufgestellt, innere Machtkämpfe machten ihr zu schaffen und trotz der wichtigen Arbeit, die Brandt und Schmidt für die deutsche Wiedervereinigung geleistet hatten, wurde vor allem Helmut Kohl, in dessen Amtszeit 1989 die Mauer fiel und Deutschland vereinigt wurde, dafür geehrt. Zudem hatte die SPD keine guten Wahlergebnisse in den neuen Bundesländern.

Deshalb schaffte sie erst nach 16 Jahren den Sprung zurück in die Regierung. Unter Kanzler Schröder koalierte sie mit den Grünen. Diese Regierungszeit zeichnet sich zwar durch eine schwache Wirtschaftspolitik aus, aber die Regierung setzte wichtige gesellschaftliche Reformen und den Atom-Ausstieg durch.

In diese Zeit fielen auch der Kosovo- und der Afghanistan-Krieg. Die beiden Regierungsparteien mussten nun mit ihren Idealen kämpfen, da sie eigentlich keinen Krieg führen wollten. Dennoch stimmte die Regierung am Ende Bundeswehreinsätzen in den Kriegsgebieten zu.

Deshalb schien es eigentlich sicher, dass die SPD die nächste Wahl verlieren würde, doch durch die Oder-Flut, in der Schröder als Krisenmanager auftrat und so punkten konnte, wurde die Rot-Grüne Regierung wiedergewählt.

Doch die Probleme waren noch nicht am Ende, denn mit der Hartz-IV-Reform zog die Regierung viel Kritik auf sich, ein Teil der SPD spaltete sich sogar aus Protest gegen diese Politik, die SPD-Grundsätzen widersprach, ab (mehr dazu im Artikel über Die Linke). Schröder wollte durch ein strategisches Manöver seine Wiederwahl sichern: Er stellte die Vertrauensfrage.

In Deutschland kann der Kanzler dem Parlament die Vertrauensfrage stellen, um sicher zu gehen, dass er noch die Mehrheit des Parlaments hinter sich hat. Wenn das nicht der Fall ist, gibt es Neuwahlen.

Schröder wusste, dass er die Vertrauensfrage verlieren würde und wollte deshalb Neuwahlen herbeiführen, um aus diesen gestärkt hervorzugehen. So richtig gut klappte das aber nicht: Die CDU gewann die Wahl und Angela Merkel wurde Kanzlerin.

2006-2017: GroKo hier, GroKo da

Die SPD blieb trotzdem in der Regierung, nur jetzt eben als kleiner Partner der Union unter Kanzlerin Merkel. Diese „Große Koalition“ (GroKo) hielt allerdings nicht lange, denn schon bei der nächsten Bundestagswahl 2009 wurde die SPD zurück in die Opposition geschickt, während die Union mit der FDP regierte.

In den kommenden vier Jahren gab es einiges Hin und Her in der Parteispitze der SPD, während die Umfragewerte der FDP unter anderem durch die Koalition mit der Union immer weiter fielen und sie letztendlich 2013 den Einzug in den Bundestag verpasste.

Also musste wieder eine GroKo her, die aber auch neue Probleme mit sich brachte. Für viele Menschen wirkte es so, als ob die SPD ihre Ziele nicht wirklich gegen die Union durchsetzen konnte.

Zusätzlich schuf die 2015 einsetzende Migrationskrise viele Konflikte zwischen den Parteien. Viele SPD-Mitglieder wollten unter keinen Umständen eine weitere Auflage der GroKo nach der nächsten Wahl.

2017 folgte deshalb für kurze Zeit ein Aufschwung, Martin Schulz zog als Parteivorsitzender und Kanzlerkandidat wieder viele Wähler*innen an. Viele Neueintritte in die Partei folgten und durch gute Umfragen rechnete sich die SPD gute Chancen auf einen Sieg gegen die CDU ein.

Doch der „Schulzzug“ ging so schnell, wie er gekommen war. Bei der Bundestagswahl fuhr die SPD ihr schlechtestes Ergebnis in der Nachkriegszeit ein und verkündete deshalb, zunächst in die Opposition zu gehen.

Doch als die Koalitionsverhandlungen der Union mit FDP und den Grünen scheiterten, musste doch die SPD ran und ging ein weiteres Mal in die GroKo.

Die GroKo hat nicht allen gefallen, Quelle: flickr/campact

2018-Heute: Der Weg zurück ins Kanzleramt

Auch das war keine gute Zeit für die Partei (siehe unten), zum dritten Mal in zwei Jahren wurden neue Vorsitzende gewählt. Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans, die nach einem langen Wahlprozess schließlich die Parteiführung übernahmen, konnten die Partei wieder strukturieren und die Wogen glätten, aber trotzdem sah es schlecht für die SPD aus.

In den Umfragen für die Bundestagswahl 2021 lag die SPD mit Kanzlerkandidat Olaf Scholz deutlich hinter CDU und den Grünen. Die Chancen standen nicht sehr gut.

Aber in den letzten Wochen vor der Wahl wendete sich das Blatt, unter anderem durch extrem misslungene Wahlkämpfe von CDU und den Grünen. Mit einer knappen Mehrheit lag die SPD bei der Wahl schließlich vor der Union und konnte so erneut eine Regierung bilden. Heute koaliert sie unter Kanzler Scholz mit den Grünen und der FDP.

Wo­für wur­de die SPD in den letz­ten Jah­ren kri­ti­siert?

In den letzten Jahren wurde die SPD wegen schlechter Umfragewerte mehrmals für irrelevant erklärt. Sie wäre schon lange keine „Volkspartei“ mehr und hätte keine Chance mehr die Regierung zu führen, hieß es da oft. Doch mit der Bundestagswahl von 2021 zeigte die SPD, dass sie noch nicht am Ende ist.

Aber warum sind so viele Menschen aus der SPD ausgetreten und haben sie nicht mehr gewählt?

SPD = CDU?

Das liegt vor allem daran, dass für viele die SPD immer für Aufbruch und Veränderung stand. Aber mit der Zeit, vor allem während der Phasen, in denen sie mit der CDU in der großen Koalition regierte, also von 2013-2021, fanden immer mehr Menschen, dass die SPD ihre Ziele nicht durchsetze und so viel mehr für Stillstand als für Veränderung stehe.

Auf viele Menschen wirkte es so, als könnte sich die SPD, durch den Koalitionsvertrag mit der CDU gebunden, in vielen Punkten, die ihr wichtig waren, nicht durchsetzen. Sie sahen sie SPD deshalb nicht mehr als Sozialdemokratische Partei, sondern eher als Anhängsel der CDU. Das führte zu verlorenem Vertrauen der Wähler*innen und großen Konflikten in der Partei, weil auch dort viele mit der Situation unzufrieden waren.

Zwar konnte die SPD offensichtlich viele Wähler*innen wieder überzeugen und so knapp mehr Stimmen als die CDU erreichen, aber damit sind die Probleme um die Partei noch nicht vorbei.

Nordstream-2

Denn wie auch einige andere Parteien, gibt es Skandale in der SPD.

Zum Beispiel wurde in Mecklenburg-Vorpommern die von der SPD geführte Regierung schon lange dafür kritisiert, eine Gas-Pipeline nach Russland zu bauen – von Klimaschützer*innen, weil Gas ein fossiler Brennstoff ist, von Außenpolitiker*innen, weil eine enge wirtschaftliche Beziehung zu Russland sehr umstritten war.

Spätestens nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine im Februar 2022 wurde deutlich, dass eine Abhängigkeit von russischen Gasimporten keine allzu gute Idee ist und das Projekt deshalb gestoppt.

Trotzdem bleibt die SPD deswegen in der Kritik, weil sie zu spät die Gefahr, die von zu engen Verbindungen mit Wladimir Putin ausgeht, erkannt hat.

Bildquelle: flickr/harry_nl

Olaf Scholz

Wie bei allen Parteien gibt es natürlich auch Skandale um einzelne Personen. Das beste Beispiel hierfür ist Olaf Scholz.

Denn der neue Bundeskanzler ist nur deshalb nicht extrem umstritten, weil er es schafft, keine zu große Aufmerksamkeit auf seine Skandale zu lenken, sondern sie langsam in Vergessenheit geraten zu lassen. Eigentlich ist Scholz nämlich Teil von zwei großen Untersuchungen: Der Wirecard-Skandal und die Cum-Ex-Geschäfte der Warburg-Bank.

Wirecard war ein Finanzdienstleistungsunternehmen, das jahrelang seine Bilanzen gefälscht und so mehr als 1 Milliarde Euro einfach erfunden hat. Die BaFin (Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht) soll anscheinend schon sehr früh darauf aufmerksam gemacht worden sein, hat aber nicht gehandelt. Und die BaFin untersteht dem Finanzminister, der zu dieser Zeit Olaf Scholz war.

Die Warburg-Bank soll sich mit dem Hin- und Herschieben von Aktien 47 Millionen Euro unrechtmäßig erwirtschaftet haben. Und wieder wusste Scholz davon, allerdings behauptet er sich an die Treffen mit Warburg-Mitarbeitenden nicht mehr zu erinnern.

Vor allem diese beiden Skandale zeigen, dass Olaf Scholz und damit auch die SPD ihre Probleme haben.

Was hält die SPD von den an­de­ren Par­tei­en?

Vor allem zur CDU hat die SPD ein angespanntes Verhältnis.

Seit Gründung der Bundesrepublik standen beide Parteien immer in direkter Konkurrenz im Rennen um die Regierung. Lange stellten sie zwei Lager dar und koalierten eher selten miteinander. Aber auch als sie unter Kanzlerin Angela Merkel miteinander koalierten, lief es nicht nur positiv für beide Parteien.

Auch thematisch unterscheiden sich CDU und SPD eigentlich relativ stark, auch wenn der SPD vor allem in der Koalition mit der CDU vorgeworfen wurde, Politik wie die CDU zu machen.

Hinzu kommt seit neuestem nun auch das gestörte Vertrauensverhältnis, weil ans Licht kam, dass Konrad Adenauer die SPD überwachen lies.

Trotzdem gibt es weiter Zusammenarbeit von SPD und CDU, zumindest in einigen Bundesländern, zum Beispiel in Brandenburg.

Auch mit der FDP ist die SPD nicht immer auf einer Wellenlänge. In Themen wie der Gesellschaftspolitik gibt es zwar große Überschneidungen, bei anderen wie der Wirtschaftspolitik aber grundsätzlich gegensätzliche Haltungen. Deshalb mussten auch in der Ampel-Koalition viele Kompromisse gemacht werden.

Zur Linken hat die SPD ein gespaltenes Verhältnis. Einerseits haben die Parteien viele gleiche Interessen: beide haben die Sozialpolitik als Schwerpunkt, beide setzten sich unter anderem für Gleichberechtigung und Solidarität ein.

Trotzdem gibt es einige kritische Stimmen in der SPD zur Zusammenarbeit mit der Linken, vor allem aufgrund ihrer Haltung zur Außen- und Sicherheitspolitik.

Am besten versteht sich die SPD mit den Grünen, weil sich die Parteien in vielen Themen überschneiden.

Wie auch die anderen fünf grenzt sich die SPD von der AfD ab. Zusammenarbeit lehnt sie komplett ab. Stattdessen engagiert sie sich sogar ganz aktiv gegen die Partei. Auf ihrer Website erklärt die SPD die Positionen der AfD und was daran aus ihrer Sicht problematisch ist.

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